Frauenpower als Erfolgsrezept – Gabriela Schermann im Interview

Frauenpower als Erfolgsrezept – Gabriela Schermann im Interview

Von Wien nach Klagenfurt spannt sich heute unsere TeamsMeeting-Leitung. Und: heute ist Frauenpower angesagt. Am anderen Ende wartet bereits Gabriela Schermann von der Spedition Riegler, ein Traditionsunternehmen, das 1938 von ihrem Großvater gegründet wurde.

Frau Schermann, im September 1939 begann der 2. Weltkrieg. Was bedeutete dieser radikale Umbruch für das junge Unternehmen Riegler und wie konnte es nach 1945 wieder an die geschäftlichen Erfolge vor Kriegsbeginn anschließen?

Alle Fahrzeuge der Firma Riegler wurden damals eingezogen – mit einer Ausnahme: ein Wagen stand vor Kriegsbeginn in einer Werkstatt in Wien. Schon seit längerem, weil keine Ersatzteile verfügbar waren. Im Nachhinein ein großes Glück, denn es war nach Kriegsende das einzig verbliebene Fahrzeug – zwar ohne Reifen und unrepariert, aber immerhin. Da es damals kaum Treibstoff zu kaufen gab, hat der Opa den LKW auf Holzvergaser umgesattelt. Als gelernter Schlosser und Mechaniker konnte er sich auch die Ersatzteile selbst schmieden. Seine Kreativität und sein handwerkliches Geschick sind ihm da sehr zugute gekommen.

In Ihrer Chronik ist nachzulesen, dass ihr Opa, Josef Riegler, bereits LKWs im Möbeltransportgeschäft eingesetzt hat, während der lokale Mitbewerb bis 1950 noch Pferdefuhrwerke nutzte. Kann man sagen, Ihr Großvater hat die Zeichen der Zeit erkannt, war ein vorausblickender Unternehmer?

Absolut! Opa hatte einen starken Pioniergeist, den vermisse ich heute ganz stark in unserer Gesellschaft. Wenn ein Hindernis im Weg liegt, macht man sich selten noch die Mühe, eine Möglichkeit zu finden, um dieses zu überwinden. Ganz oft habe ich beobachtet, dass man abbricht oder umdreht. Pioniergeist charakterisiert unsere gesamte Familie, wobei nicht immer mit demselben Schwerpunkt. Ich denke, wenn man selbstständig tätig ist und erfolgreich sein will, ist Pioniergeist eine wesentliche Voraussetzung dafür. Durchhaltevermögen, ein kreativer Geist und den Drang, etwas zu schaffen, etwas wachsen zu lassen und zu erhalten sehe ich als Muss – sonst gäbe es keine Unternehmer.

Empfinden Sie es als große Verantwortung, einen Familienbetrieb, der seit zwei Generationen besteht, weiterzuführen?

Ein klares „Ja“. Meine Mutter hatte es damals, als sie das Unternehmen von ihrem Vater übernommen hatte, nicht so leicht. Sie hatte zwei Geschwister, damit verbunden natürlich auch finanzielle Ansprüche. Mein Opa hat immer zu ihr gesagt: „Dirndl, überlege dir das gut! Das Frachtengeschäft ist nicht jedermanns Sache. Magst du dich als Frau mit all den Männern herumärgern?“. Dass das Frachtengeschäft eine harte Branche ist, dieser Satz hat mich meine ganze Kindheit lang begleitet. Aber weder von meinem Opa, noch jetzt von meiner Mutter gab es jemals Druck, das Familienunternehmen zu übernehmen. Jeder konnte seinen eigenen Weg gehen. Ich habe drei ältere Geschwister, zwei Schwestern und einen Bruder. Das Credo unserer Mama war immer: „Geht euren Weg, findet euren Weg. Wenn einer von euch das Unternehmen übernimmt, ist das gut, wenn nicht, wird das Leben auch weitergehen.“ Ich finde das großartig. Diese Einstellung ist gerade für junge Menschen sehr wichtig und nimmt viel Druck weg.

Ich bin stolz, was meine Mama hier geschaffen hat, die Fußstapfen sind riesig groß.

Wenn man ein Familienunternehmen übernimmt, hat man eine große Verantwortung der Familie und den Mitarbeitern gegenüber. Langfristige Planung ist im Frachtengeschäft sehr schwer, da es recht kurzlebig ist, weniger bei großen Übersiedlungen, die ja eine gewisse Vorplanung benötigen, sondern beim Stückgut, wo wir mit 20 Fahrzeugen unterwegs sind. Die Firma Riegler hat drei Schwerpunkte: Umzüge, Kräne/Schwercolli/Stapler und das Stückgutgeschäft. Das birgt eine hohe Komplexität, da die Bereiche sehr unterschiedlich sind und man sie nicht miteinander vergleichen kann.

Solange die Wirtschaftlichkeit gegeben ist und es sich um ein gesundes Unternehmen handelt, spricht nichts dagegen, in die Zukunft zu denken. Für mich selbst denke ich nicht in Generationen, da es keine Garantie dafür gibt, dass eines meiner (zukünftigen) Kinder das Lebenswerk meines Opas, meiner Mutter und dem meinen fortführen wird. Ich mache das hier und heute für mich/uns.

Meine Mama hat das Thema Unternehmensnachfolge nicht ganz so locker gesehen. Vom Charakter her ist sie ein sehr ehrgeiziges Tier mit einem sehr, sehr großen Herzen. Als Chefin ist sie großzügig, warmherzig und tolerant – sie besitzt die richtige Mischung und hat viel Fingerspitzengefühl. Bezüglich Nachfolge gab es ihrerseits natürlich immer eine unausgesprochene Erwartungshaltung – allein, bis vor sieben Jahren war es noch nicht so klar, wer das sein wird. Mit 60 hat sie dann zu uns gesagt, „In zwei Jahren gehe ich in Pension – sollte niemand von euch weitermachen wollen, muss ich umdenken. Ein „du musst“ gab es da aber niemals.

Wenn man in ein Familienunternehmen hineingeboren wird: war das „Speditions-Gen“ schon immer Teil Ihrer DNA oder hat sich die Liebe zur Möbeltransportbranche erst mit den Jahren entwickelt?

Ich habe die HAK absolviert und mit 19 Jahren habe ich mir dann schon die Frage gestellt, wie es beruflich für mich weitergehen soll: meine Schwestern sind beide im elterlichen Betrieb, die Weichen für die Betriebsnachfolge sind augenscheinlich gestellt.

Schon als Kinder mussten wir im Unternehmen mitarbeiten: Zettel ablegen, Möbel und Bilder einpacken, zum Kunden mitfahren. „Mitzuhelfen“ war für uns gang und gäbe, überhaupt in den Ferien. Das Taschengeld mussten wir uns immer verdienen. Als 15-jährige bin ich da schon manchmal auf die Barrikaden gestiegen. Im Nachhinein gesehen, war es aber das Beste was mir passieren konnte, denn ich war mit 13 bereits sehr selbstständig. Nach der Matura hätte es die Möglichkeit gegeben, im Ausland zu studieren, diese Idee habe ich „der Liebe wegen“ ad acta gelegt. Bei der Wahl des Studienzweigs war ich ein wenig unsicher: ich tendierte in Richtung Jus, aber die Studiendauer hat mich ein wenig abgeschreckt. Letzten Endes hat es mich dann Richtung Personalverrechnung gezogen. Ohne Vitamin B habe ich gefühlt hundert Bewerbungen verschickt und zwei positive Antworten erhalten. Ich startete in der Buchhaltung und machte die Ausbildung zum Bilanzbuchhalter.

Im März 2014 hat mich die Mama dann gebeten, mir über eine Betriebsnachfolge Gedanken zu machen: „Du kannst die nächsten paar Jahre noch gemeinsam mit mir arbeiten und dir selbst ein Bild von allem machen.“. Meine Entscheidung, in das Familienunternehmen zu wechseln, habe ich dann kurz danach getroffen. Mit 1. Jänner 2015 habe ich gewechselt.

Es ist schon ein Unterschied, ob man nur ab und zu mithilft, oder selbst Teil des Unternehmens ist.

Am Anfang habe ich alle Bereiche des Unternehmens kennengelernt – die Mama und ich waren sehr schnell ein eingespieltes Team. Dann kam es zu einem tragischen Zwischenfall: unser Außendienstmitarbeiter im Umzug hatte einen Herzinfarkt. Die Mama war auf Kur, ihr Assistent ebenfalls nicht da – die Umzugsabteilung quasi führungslos. Jetzt kam für mich der Sprung ins kalte Wasser. Learning by doing, tatkräftig unterstützt von den Jungs. Zu diesem Zeitpunkt habe ich ja noch nicht mal gewusst, was ich mir bei einem Umzug überhaupt ansehen soll (lacht). Später habe ich die Frächterprüfung nachgemacht und auch den LKW-Schein. So ist es weitergegangen, ohne Haltestelle. Es hat sich für mich auch nie wieder die Frage gestellt: „Will ich das oder nicht?“ – es war für mich klar: „Das machen wir so.“.

Fiel es Ihrer Mutter schwer, Verantwortung abzugegeben, sich bei Entscheidungen zurückzunehmen?

Das war bereichsabhängig. Rückblickend gab es natürlich manchmal Differenzen. Ein Glück ist, dass wir uns sehr ähnlich sind, die gleiche Sicht- und Herangehensweise haben. Grundsätzlich hat sie mich Entscheidungen immer selbst treffen lassen. So habe ich zum Beispiel die Angebote vorbereitet und dann haben wir darüber gesprochen. Unstimmigkeiten gab es manchmal bei Personalangelegenheiten. Da gab es zum Beispiel Themen wie die Sauberkeit der LKWs: „Ein gepflegtes Fahrzeug ist unser Aushängeschild, Kunden loben das, dieses Thema haben wir mit Nachdruck verbessert.“ Es waren nur Kleinigkeiten, bei denen wir uns uneinig waren.

Mitarbeiter, die seit Anfang 2015 eingestellt wurden, waren schon mir unterstellt – wir haben aber auch viele Mitarbeiter, die schon sehr lange im Unternehmen sind, zum Beispiel über 35 Jahre. Da war ich noch gar nicht auf der Welt (lacht). Meine größte „Sorge“ war, ob mich diese Mitarbeiter respektieren und ernst nehmen werden als Nachfolgerin. Und ja, das tun sie – weil ich genug Wissen mitbringe und fair bin.

Gabriela Schermann „in einem Wort“: spontan und lösungsorientiert

Weder die Mama noch ich drängen auf eine Übergabe. Ob das gut oder schlecht ist, ist schwer zu sagen, wenn man sich mittendrin befindet. Vielleicht ist ein klarer Schnitt besser, aber nachdem die Mitarbeiter mit allen Themen zu mir kommen und die Mama und ich alles miteinander absprechen, kann man es sich nicht besser vorstellen. Ich finde, in Zeiten von Corona haben wir andere Themen, als die Geschäftsführung am Papier festzunageln.

Frau Schermann, sind Frauen die besseren Chefs?

Definitiv ja. Männer sagen klar und geradeaus, was sie denken. Das ist auch in Ordnung, aber nicht jeder kann damit umgehen. Eine Frau hat zum Beispiel das nötige Fingerspitzengefühl und formuliert verblümter. Dieses Feinfühlige bringen Männer schwer mit. Ein Nachteil ist, wenn du als Frau ein Unternehmen mit viel Herz und starker Menschlichkeit führst – das kann auch ausgenutzt werden. Es fällt dir als Frau auch schwerer, unangenehme Personalentscheidungen zu treffen, weil du das nah an dich ranlässt.

Ich weiß in der Früh, wenn ich reinkomme, wem was querliegt. Ein Mann nimmt das nicht so wahr. Es hat alles ein für und wider, aber alles in allem ist es um einen mit einer Frau als Chefin gut bestellt.

In einem Interview (2019, WKO) sagten Sie „Wertschätzung bringt jedem Unternehmen gleichzeitig auch Wertschöpfung“. Wie wird Wertschätzung im Unternehmen Riegler gelebt?

Bei mir heißt es immer „Bitte“ und „Danke“. Das sind so minimale Aufmerksamkeiten, wo das Gegenüber die Wertschätzung fühlt. Ein höflicher, freundlicher Umgangston kommt immer auch zurück. Wichtig ist, dass der Mensch gesehen wird. Das Miteinander und das Wohlbefinden jedes Einzelnen stehen bei uns an oberster Stelle.

Wenn ich fünf Kollegen am Sonntag anrufe, dann stehen verlässlich alle fünf bereit, wenn es notwendig ist. Das macht mich sehr stolz.

Frauenpower als Erfolgsrezept – Gabriela Schermann im Interview

Das wirkt sich auch auf die Fluktuation aus – bei uns gibt es sehr viele Mitarbeiter, die schon viele, viele Jahre im Unternehmen sind. Mir macht es Spaß, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die ich gut kenne. Ich sehe schon in der Früh, wenn es jemandem heute nicht so gut geht. Da teilt man dann auch schon mal sein Frühstückskipferl (lacht).

Nicht jeder ist für jede Aufgabe geeignet, zum Beispiel im Bereich der Packhelfer. Hier haben wir schon eine höhere Fluktuationsrate. Im normalen Verkehr, im Krangeschäft, beim Stückgut und bei den Containermontagen haben wir ein fixes Team. Die Hälfte unserer Mitarbeiter ist zwischen 18 und 35 Jahren im Unternehmen, 20 Prozent bereits mehr als 10 Jahre. Insgesamt sind wir aktuell 49 Mitarbeiter:innen (Anmerkung: und zwei Hunde in der Abteilung Objektschutz).

Unser Fokus liegt darauf, langjährige Mitarbeiter zu finden. Mein Papa hat damals zu unserem Helmut im Bewerbungsgespräch gesagt: „Ich brauche jemanden für lange und nicht nur für 14 Tage.“. Helmut ist jetzt 33 Jahre bei uns. Ein wesentlicher Vorteil in unserem Unternehmen ist, dass die Türen zur Veränderung offenstehen, dazu braucht es aber auch eine gewisse Unternehmensgröße bzw. verschiedene Unternehmensschwerpunkte. Helmut zum Beispiel ist zu Beginn Italien gefahren, dann Deutschland, später Kärnten – Wien, jetzt ist er hauptsächlich in Kärnten und der Steiermark unterwegs.

Bei der ÖMTV-Generalversammlung erzählten Sie von den „Rieglertrans-Superhelden“ – wie ist es dazu gekommen?

Mir war rieglertrans.at auf den T-Shirts einfach zu fad. Alle Mitarbeiter:innen waren aufgerufen, sich mit Vorschlägen für neue, coole T-Shirts zu beteiligen. Da kamen 15 bis 20 lustige Sprüche, wie „Durch dick und dünn in metallicgrün.“ oder „Wir vermöbeln sie!“. Bei der Abstimmung haben dann die Superhelden die meisten Stimmen erhalten. Unsere Jungs aus der Umzugsabteilung hatten auf ihren T-Shirts stehen „Möbelpacker, weil Superheld keine offizielle Berufsbezeichnung ist“ und die Jungs am Stückgut „Kraftfahrer, weil Superheld keine offizielle Berufsbezeichnung ist“. Wenn du das liest, schmunzelst du und es bleibt dir auch im Gedächtnis. Und überhaupt: unser Team ist das beste der Welt!

Für mich setzt der Superhelden-Sager der Leistung der Jungs das Krönchen auf.

Wobei: wir haben auf unseren T-Shirts auch „Das Umzugsteam mit Herz“ stehen. Da waren die Jungs anfangs schon ein wenig reserviert. Das hat sich aber schlagartig geändert, als eine Kundin meinte „Das passt zu Euch, weil ihr seid wirklich lieb.“. Jetzt tragen sie die T-Shirts mit Stolz.

„Den Fokus auf die Mitarbeiter richten“, das haben wir auch auf unserer Homepage so umgesetzt – jeder, der mag, ist mit einem Foto drauf. Und auch auf unseren Weihnachtskarten, für die wir jedes Jahr ein Fotoshooting machen. Ich mag keine 0815-Weihnachtsbilletts und das Feedback der Kunden war richtig toll. Eine Kundin hat mir zum Beispiel gesagt – es war im Frühling: „Eure Weihnachtskarte hängt noch immer bei mir am Kühlschrank.“. Solche Aktivitäten fördern die Gemeinschaft, den Teamzusammenhalt. Wie auch Schulungen – so machen wir zum Beispiel die C-95-Fortbildung immer gemeinsam im Team.

Manchmal bekomme ich am Sonntag auch ein Foto über WhatsApp: „Jetzt glänzt er wieder“, wenn ein Mitarbeiter seinen LKW gewaschen und poliert hat. Sie schätzen es sehr stark, dass sie mit den LKWs auch heimfahren können. Die Autos sind für die Jungs generell sehr wichtig und sie spielen auch alle Stückerln. Bei uns werden die Mitarbeiter in den Kaufprozess eingebunden – eine Hifi-Anlage gibt es nicht (lacht), aber gerne einen Ledersitz.

Auch ich fahre immer wieder mal mit dem LKW, zum Beispiel wenn ein Fahrer abgelöst werden muss, in die Werkstatt oder wenn jemand ausfällt. Mein Lebensgefährte Markus, der bei uns in der Umzugsabteilung arbeitet, und ich, haben einen Umzug nach Schleswig-Holstein gemacht und dann in Lübeck eine Retoure geladen. Die Wochenruhezeit haben wir genutzt und in Hamburg verbracht, am Montag sind wieder heimwärts gefahren. Auch nach Paris haben wir einen Umzug gebracht.

Die Firma Riegler ist seit 9 Jahren auf Facebook präsent. Was ist ihr Fazit?

Wir nutzen unseren Facebook-Kanal vorwiegend für Employer Branding. Wir haben festgestellt, dass du die Zielgruppe Mitte/Ende 30 nicht mehr über Stelleninserate in Printmedien erreichst, sondern nur über Social Media. Der Inhalt unserer Seite zeigt Mitarbeiter und vor allem unsere Autos – damit erhalten wir eine hohe Reichweite.

Bei uns rennt fast jeden Tag der Spaß im Büro. In solchen Momenten entstehen die besten Ideen.

Wir probieren aber auch andere Dinge aus, zum Beispiel haben wir die Story-Funktion (Anmerkung: Posts mit 24-stündiger Sichtbarkeit) für ein Umzugsangebot „minus 10 % vom Gesamtpreis“ genutzt und einige Aufträge dadurch erhalten.

Die Möbellogistik-Branche in der Zukunft: Wo sehen Sie die Herausforderungen und Chancen?

E-Mobilität ist ja in aller Munde. Wenn man Anschaffungspreis und Nutzungsdauer in die Kalkulation miteinbezieht, dann müsste ein Umzug mit einem E-LKW das fünffache kosten – das wird der Endverbraucher nicht bezahlen wollen. Bezüglich Stromverbrauch: zum Beladen nutzt man immer wieder die Hebebühne, die ja auch Strom verbraucht – und dann kommst du nicht mehr sehr weit. Auch das Abdecken der Ladespitzen in der Nacht erscheint für mich schwer realisierbar. Fazit: Ich denke nicht, dass es für E-Mobilität im LKW-Verkehr in absehbarer Zukunft eine adäquate Lösung geben wird. Wasserstoff könnte da schon eher funktionieren.

Problematisch ist das Image der Möbelbranche hinsichtlich Berufsbild Möbelpacker. Kein 5-jähriger Junge sagt freudenstrahlend: „Ich will Möbelpacker werden!“. Eine Aufwertung des Berufsbilds ist aber wichtig, um gutes Personal zu finden. Diesen Imagewandel sehe ich als eine der dringlichsten Aufgaben des Österreichischen Möbeltransportverbands.

Der Mensch Gabriela Schermann: Was ist für Sie Erfolg?

Für mich persönlich müssen Erfolg nicht groß oder für andere sichtbar sein. Ich bin hier stark von meinen Eltern geprägt, die uns dazu erzogen haben, dankbar zu sein. Sie haben immer wieder gesagt: „Sei dir dessen bewusst, Erfolg kommt nicht vom Nichtstun und er wird dir nicht in den Schoss fallen. Sei dir dessen bewusst, dass du in dieser Branche hart für dein Geld arbeiten musst, aber es wird sich auszahlen.“

Ein Hauptgrund für Erfolg im Leben ist die Fähigkeit, jeden Tag von neuem Interesse an unsere Arbeit zu zeigen und unsere Begeisterung lebendig zu halten.

Ein eingespieltes Team, das gut miteinander funktioniert – auch das ist für mich Erfolg. Bring fünf Menschen, unterschiedliche Charaktere, an einem Tisch. Da ist es nicht selbstverständlich, dass diese miteinander harmonieren. Auch wenn ein neues Auto ausgeliefert wird, macht mich das stolz – aber metallicgrün muss es sein.

Frauenpower als Erfolgsrezept – Gabriela Schermann im Interview

Mit wem würden Sie gerne bei einem Business-Brunch an einem Tisch sitzen und warum?

Mit Dr. Schärmer, Rechtsanwalt für Transportwesen in Wien. Ich bin von seinem Werdegang sehr beeindruckt: vom Mechaniker über Kraftfahrer zum Disponenten, zum Rechtsanwalt. Ich denke, keiner hat für diese Branche – aus juristischem Fokus – mehr Feingefühl. Sich mit ihm zu unterhalten bedeutet, lustige, aber vor allem nachhaltige Gespräche zu führen, geistiges Futter.

Apropos Nachhaltigkeit, ebenfalls ein aktuelles Schlagwort. Wie wird Nachhaltigkeit im Unternehmen Riegler in der Praxis gelebt?

Jeder kann etwas beitragen, auch wenn es Kleinigkeiten sind. Bei Umzügen mit kurzen Transportwegen verzichten wir auf Luftpolsterfolie und verwenden für die Möbel Packdecken. Gebrauchte Umzugskartons werden bei uns intern als Archivierungskartons wiederverwendet, sehen sie schon sehr gebraucht aus, als Schnittkarton. Meine Mama hat mir oft erzählt, dass früher die Packseide nach der Verwendung gebügelt wurde. Das wäre heute in der Praxis zu aufwendig, aber auch unsere Packseide hat ein zweites Leben: wir nehmen sie als Füllmaterial anstelle von Styroporflocken.

Frauen in Top-Führungspositionen sind in der männerdominierten Möbellogistikwelt eher eine Seltenheit. Am Beispiel der sehr familiär geführten Firma Riegler Transporte sieht man sehr gut, wie erfolgreich eine weibliche Handschrift im harten Business des Frachtengeschäfts ist. Vielen Dank für das interessante und sehr angenehme Gespräch mit persönlichen und privaten Einblicken. [Autor: Manuela Stocker]

Sie planen einen Umzug?

Umzugsanfrage stellen
oder

Sie möchten Mitglied werden?

Mitglied werden