Heute nach New York und morgen auf den Mars – wenn die Visionen von heute die Wirklichkeit von morgen sind.

Heute nach New York und morgen auf den Mars – wenn die Visionen von heute die Wirklichkeit von morgen sind.

Diesmal sind wir zu Gast bei Peter und Lukas Minichmayr, dem Gründer der Spedition Frachtmeister und seinem Sohn, der seit zirka zehn Jahren im Unternehmen tätig ist. Wir plaudern über die Herausforderungen der Selbstständigkeit, wie wichtig es ist, seine Komfortzone zu verlassen und über das richtige Timing, um seinen ganz persönlichen Glückszug zu erwischen – und natürlich auch, wie es denn so ist, mit dem Papa zusammenzuarbeiten, der sich selbstreflektierend als Griesgram bezeichnet.

Herr Minichmayr, wie sind Sie in die Möbellogistik gekommen und wie war ihr Weg in die Selbstständigkeit?

Peter Minichmayr: Mein Weg in die Selbstständigkeit war, denke ich, unvermeidbar. Als Mitarbeiter war ich ein schwieriger Kandidat, dem es schwerfiel, sich in Hierarchien einzuordnen. Es war für mich schnell klar, dass es am besten funktioniert, wenn ich mein eigener Chef bin. Ich habe dann eine Speditionslehre gemacht und bin nach dem Lehrabschluss zu einem großen Unternehmen gewechselt, um zu sehen, wie das Speditionsgeschäft in größeren Strukturen funktioniert. Mir war nicht bewusst, dass ein so großes Unternehmen auch große Organisationshierarchien hat, die einzuhalten sind. In einem kleinen Betrieb geht man direkt zum Chef, spricht über seine Ideen und ist dann auch ziemlich schnell in der Umsetzung. Das funktioniert in einem Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern so nicht mehr.

Für mich lag diese Art der Organisationsstruktur außerhalb meiner Komfortzone. Auch nicht förderlich war die Tatsache, dass ich eigentlich nicht viel zu tun hatte. Nach zwei Monaten „Einschulung“ habe ich dann zu meinem Vorgesetzten gesagt, dass ich jetzt nach Hause gehe und wenn sie Arbeit für mich hätten, sollten sie mich anrufen. Nach zwei Tagen habe ich dann einen Anruf vom Direktor erhalten: „Es sei noch nie passiert, dass jemand wegen zu wenig Arbeit daheimgeblieben wäre, und er möchte mich gerne kennenlernen.“ In diesem Gespräch, ich war so 20, 21 Jahre alt, hat man mir die Leitung einer Abteilung angeboten, die sich mit Projektgeschäften befasste. Was ich damals nicht so ganz mitbekommen habe war, dass der Abteilungsleiter und der Disponent mit der Gründung ihres eigenen Unternehmens beschäftigt waren und ich quasi im freien Fall die Abteilung weiterführen sollte. Eine interessante Aufgabe, weil es sehr viel um internationale Projekte gegangen ist – etwas, was ich von meinem kleinen Ausbildungsbetrieb her nicht kannte. Trotz allem war für mich aber bald klar, dass mich diese große Organisationsstruktur sehr stark in meiner gestalterischen Freiheit einschränkt.

Der Drang, mich selbstständig zu machen, hat aber weiter in mir gelodert. Von einem Berufskollegen habe ich dann ein Angebot erhalten, als Geschäftsführer ein kleines Speditionsunternehmen zu übernehmen. Leider bin ich zu spät draufgekommen, dass der Geschäftspartner in argen finanziellen Schwierigkeiten war. Man suchte damals nur einen Geschäftsführer, der mitverantwortet, wenn das Unternehmen krachen geht. Als mir das bewusst wurde, war es schon zu spät, um mich zurückzunehmen. Also was tun? Der Gedanke der Selbstständigkeit hat ja schon seit langem in mir gewohnt und die Entscheidung war schnell getroffen. Zu meiner Mama habe ich dann gesagt, dass ich mich selbstständig machen werde: „Geld brauche ich keines, aber wenn es nicht funktioniert, darf ich dann wieder bei Dir wohnen? Denn eine eigene Wohnung werde ich mir dann nicht mehr leisten können.“. Meine Mama war sich aber sicher, dass ich das schaffe. Das war die Initialzündung.

Und dazu gibt es noch eine schöne Geschichte: Es musste ein Gesellschaftsvertrag begründet werden – bei einem Rechtsanwalt. Als ich 15 Jahre alt war, gab es ein Mädchen, mit dem ich öfter gerne eislaufen war. Im Laufe der Jahre hat man sich aber aus den Augen verloren – bis zu jenem Tag, als ich wegen des Gesellschaftsvertrags beim Rechtsanwalt war. Das Mädchen von damals arbeitet nämlich genau bei diesem Anwalt und schrieb meinen ersten Gesellschaftsvertrag. Ein paar Jahre später wurde dieses Mädchen dann Lukas Mama. Eigentlich hat Lukas sein Dasein meinem Drang nach Selbständigkeit zu verdanken, und der Berufswahl meiner späteren Frau (lächelt).

Ist das der Grund, warum die Firma Frachtmeister heute so breit aufgestellt ist?

Lukas Minichmayr: Unsere Tätigkeitsbereiche ergänzen sich optimal – Pharmalogistik, Kühltransporte, Krankenhaus- und Firmenumzüge, Neumöbel, Kunsttransporte und Selfstorage. Wir entwickeln uns mit den Bedürfnissen unserer Kunden weiter und schauen, wie wir diese neuen Bedürfnisse und neuen Anforderungen in Eigenleistung mitabdecken können.

Peter Minichmayr: Wir sind nur für österreichische Verhältnisse breit aufgestellt. Wenn man ins Ausland, nach Deutschland, England oder die Niederlande schaut, wird nicht selten ein ähnliches Leistungsspektrum angeboten. Auch punkto Mitarbeiterzahl liegen wir nur in Österreich deutlich über dem Durchschnitt.

Wir sehen uns als tolles, mittelständiges Familienunternehmen und das möchten wir auch bleiben.

Insgesamt wollten wir nie in den direkten Wettbewerb mit großen Cargo-Spediteuren treten – Für kleinere Unternehmen ist bei dieser Art der Dienstleistung langfristig kein Platz. Potenzial gibt es jedoch bei personal- und wissensintensiven Nischen, so haben die großen Speditionen zum Beispiel vielfach ihre Möbel- Kunst/Schwertransport- und Messeabteilungen aufgelöst. Der Bereich Kühllogistik, Medizinversand, ist von hohen Qualitätsanforderungen und individuellen Zertifizierungen geprägt. Alles zusammengenommen sind das alles keine Produkte, wo man leicht skalieren kann, sondern in der Nische bleiben. Wir denken, da passen wir ganz gut hinein. Wir sehen uns als Nischenplayer und da ist es wichtig, Trends zu beobachten und zeitgerecht neue Nischen, die das bestehende Portfolio gut ergänzen, zu besetzen.

Heute nach New York und morgen auf den Mars – wenn die Visionen von heute die Wirklichkeit von morgen sind.

 

Herr Minichmayr, ist man als junger Mensch mutiger im Vergleich zu jemanden, der bereits gesettelt ist, vielleicht schon Familie hat? Und was würden Sie heute einem jungen Menschen raten, der überlegt, sich selbständig zu machen?

Peter Minichmayr: Wenn Du nichts zu verlieren hast, hast du allen Mut der Erde. In einem späteren Lebensabschnitt wird es schwieriger, weil man dann ein Risiko einbringen muss. Da überlegt man dann viel mehr. Ich war damals zwanzig Jahre alt und hatte nichts zu verlieren. Ich war am Anfang meiner Karriere, deshalb ist mir die Entscheidung auch nicht schwergefallen. Heute würde ich junge Menschen in ihrer Entscheidung bestärken. Ich hätte mir gewünscht, dass es zu meiner Zeit schon eine StartUp Community gegeben hätte. Wenn du damals mit einer Idee zur Bank gegangen bist, wurdest du belächelt. Es war schwer, ernst genommen zu werden. Heute investiere ich selbst in Start ups. So ist auch die Go-Fox-Box zu unserer Produktfamilie hinzugekommen.

Neue Trends aufzuspüren, Dinge auszuprobieren – wie funktioniert dieses Ideenmanagement bei Frachtmeister?

Lukas Minichmayr: Mein Papa und ich sind gemeinsame Innovationstreiber im Unternehmen. Aufgrund seiner Erfahrung hat er ein Gespür für Trends und Entwicklungen. Und er hat keine Angst, ein Risiko einzugehen. Wir schauen dann darauf, dass alle Innovationen der Firma Frachtmeister, mit Zahlen hinterlegt sind, zum Beispiel mit einer Risikoanalyse. Wichtig ist auch, die Mitarbeiter zu überzeugen, mitzunehmen – und das kann mein Papa sehr gut.

Ein Unternehmen braucht einen Chef, der sagt, wohin die Reise geht.

Peter Minichmayr: Ein Beispiel, wie eine neue Idee bei uns umgesetzt wird, ist unser Selfstorage-Konzept. Ich habe auf einer Messe in Deutschland zum ersten Mal Selfstorage-Container für Draußen gesehen. Die Idee fand ich toll, gab es bislang doch nur Indoor-Selfstorage-Lösungen in Österreich. Kurz entschlossen habe ich fünf 20-Fuss-Container mit jeweils drei bis fünf Abteilen gekauft. Ich kann mich noch gut erinnern: meine eigenen Mitarbeiter haben sich gefragt, was ihrem Chef denn jetzt wieder eingefallen ist. Fünfzehn Jahre später haben wir 200 Selfstorage-Container auf unserem Areal stehen und sind fast immer ausgelastet. Es ist ein Produkt, das sehr gut angenommen wird.

In jedem Leben kommt einmal der Glückszug vorbei – der hält aber nur am Bahnhof. Wenn Du nur daheim auf der Couch sitzt, dann wirst Du diesen Glückszug verpassen.

Die Kühllogistik ist aus unseren ersten Krankenhausübersiedlungen entstanden – bei diesen Projekten haben wir ein Verständnis für die speziellen, logistischen Ansprüche in diesem Bereich entwickelt. Zur Idee kommt Glück und der richtige Zeitpunkt. Lukas Minichmayr (ergänzt): und harte Arbeit.

Lukas, war es immer schon Dein Wunsch, ins Unternehmen Frachtmeister einzusteigen?

Lukas Minichmayr: Die Firma Frachtmeister war omnipräsent, immer Teil unseres Familienlebens. Es gab aber nie den Druck, ins Unternehmen einsteigen zu müssen. Meinem Vater war es immer wichtig, dass ich das mache, was mich interessiert. Ich habe mir in der Schule immer leichtgetan und deshalb habe ich nach der Matura studiert, aber immer auch Sommerjobs gemacht. 2013 habe ich dann angefangen, bei Frachtmeister zu arbeiten. Ursprünglich waren zwei, drei Jahre geplant – jetzt bin ich noch immer hier. Die Arbeit macht mir viel Spaß, vor allem die Möbellogistik ist vielschichtiger, als man auf den ersten Blick vermutet. In den letzten zehn Jahren habe ich die einzelnen Abteilungen im Unternehmen kennengelernt und auch die Branche an sich. Ich möchte auch weiterhin im Unternehmen bleiben, nicht zuletzt wegen des Teams, mit dem ich schon so viele Jahre Tür an Tür zusammenarbeite. Rückblickend betrachtet war es für mich der richtige Weg, zuerst etwas anderes zu machen und dann bei Frachtmeister einzusteigen.

Herr Minichmayr, haben Sie das Thema Unternehmensnachfolge für sich geplant?

Peter Minichmayr: Insgesamt sind meine Gedanken über mein irdisches Dasein hinaus eher kurzgehalten. Da mache ich mir nicht wirklich einen Kopf. Es war auch nicht meine Intension, etwas Generationsübergreifendes zu schaffen. Lukas hat technische Physik studiert und ich habe das als sehr lässig empfunden. (denkt kurz nach) Frachtmeister ist aktuell das einzige Umzugsunternehmen, dass wissenschaftlich fundiert einen Umzug auf den Mars durchführen könnte. Mein Hintergedanke war, dieses Angebot in unser Portfolio hineinzunehmen (lacht). Spaß beiseite, es ist nicht mein Wunsch, meinen Kindern „mein richtig“ als „ihr richtig“ vorzugeben. Selbständig zu sein hat sehr viele positive Seiten, ist aber auch mit viel Leidenschaft und zeitlichem Engagement verbunden und das ist nicht jedermanns Lebensvorstellung.

Heute nach New York und morgen auf den Mars – wenn die Visionen von heute die Wirklichkeit von morgen sind.

 

Wird eine Work Life Balance im Hause Minichmayr gelebt?

Peter Minichmayr: Ich habe Work Life Balance nie erwischt (lacht). Ich kann mich erinnern, in jungen Jahren, habe ich einen Großteil der Urlaubsvertretungen meiner Kollegen machen müssen, während meine Freunde alle auf Ibiza oder Mallorca waren . Ich habe mich aber immer gefreut wenn meine Freunde aus dem Urlaub wieder zurück kamen, denn die Urlaubsrückkehrer hatten immer einen langen Holiday-Return-Prozess.

Mein Gedanke war: 1 Woche Schreibtisch aufräumen – um dringendes noch zu erledigen, 2 Wochen Urlaub und 1 Woche „Urlaubs-Jetlag“ – das sind insgesamt 4 Wochen die ich meinem Mitbewerbern im Jahr voraus sein kann.

Ich finde, gerade Work-Life-Balance ist etwas, was die Gründergeneration sehr deutlich von der Nachfolgegeneration unterscheidet.

Work Life Balance ist die größte Herausforderung meines Berufslebens.

Lukas, der ein Familienleben mit einem Workaholic als Vater erlebt hat, unterscheidet sich hier sehr stark von mir. Heute ist es bei Frachtmeister auch nicht mehr erforderlich, einen Workaholic an der Unternehmensspitze zu haben. In unserer Firmenorganisation ist es jetzt wichtiger, das Erreichte zu stabilisieren und dann mit einem gesunden Wachstum das Unternehmen im Markt zu etabliert. Ich hoffe, diese Aufgabe lässt Lukas genug Zeit, um eine ausgeglichene Work-Life-Balance zu leben.

Für unsere aktuellen und zukünftigen Mitarbeiter sehe ich eine funktionierende Work Life Balance als wichtiges Thema. Ich denke, dass sich in Zukunft sich nicht mehr die Mitarbeiter bei Unternehmen bewerben, sondern die Unternehmen bei den Mitarbeitern. Damit verbunden ist auch, Benefits zu liefern die dem neuen Zeitgeist entsprechen.

Lukas Minichmayr: Es wird sich viel wandeln. Vor allem müssen in unser Mindset bekommen, dass wir kein 10-Mann-Betrieb mehr sind, sondern in vier Ländern über ca. 120 Mitarbeiter beschäftigen. Die Generationen wollen sich auch verschieden aufstellen: von der 60 Stunden-Woche bis zur ausgeglichenen Work-Life-Balance. Unsere Aufgabe ist es, die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass Mitarbeiter gerne bei uns arbeiten. Und: es ist nicht mehr so, dass es eine Person geben muss, die alles kann und macht. Mittlerweile sind die Kompetenzen auf mehrere Personen verteilt, von Buchhaltung über Verkauf bis zur Dispo.

Die konkrete Anforderung an mittelständische Unternehmen ist es, stabile Arbeitsplätze zu schaffen und das Unternehmen souverän durch eine Krise zu manövrieren, ohne dass jemand seinen Arbeitsplatz verliert. Wichtig ist es auch, Mitarbeiter zu fördern, auf Augenhöhe zu kommunizieren, Mitarbeiter in Entscheidungen einzubinden und Kompetenzen klar zu verteilen.

Seit mittlerweile fast 10 Jahren haben wir ein Mitarbeiterbeteiligungsmodell. Von der Putzfrau bis zum Abteilungsleiter sind alle Mitarbeiter am Gesamterfolg des Unternehmens beteiligt. Aber genauso wichtig sind auch gemeinsame Freizeitaktivitäten als Team-Building-Maßnahme – um ganz allgemein ein angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen.

Unser Ziel ist es, dass die Mitarbeiter sagen: „Ich habe heute einen tollen Tag gehabt, ich freue mich auf morgen!“

Heute ist es nicht mehr selbstverständlich das Mitarbeiter automatisch zehn, fünfzehn Jahre in ein und demselben Unternehmen bleiben. Frei nach dem Motto, wenn ich bei einem Unternehmen nicht mehr zufrieden bin, wechsle ich. Bei Frachtmeister beträgt die durchschnittliche Unternehmenszugehörigkeit über zehn Jahre – worauf wir wirklich stolz sind. Trotzdem muss man sich als Unternehmen aktiv bemühen, Anreize zu schaffen, um Mitarbeiter langfristig im Unternehmen zu halten.

Man hat den Eindruck, Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema bei der Spedition Frachtmeister? 

Peter Minichmayr: Im fortgeschrittenen Lebensalter nimmt der Begriff Nachhaltigkeit einen immer höheren Stellenwert ein. Die Transportbranche ist insgesamt betrachtet noch kein nachhaltiger Bereich, da viel Energie verbraucht wird, um die Logistikströme aufrecht zu halten. Langsam beginnt der Einsatz elektrifizierter Fahrzeuge, wobei wir aus technischer Sicht aktuell noch nicht so weit sind, um auf eine neue Technologie umzusteigen. Je früher man sich zum Beispiel mit e-Mobilität beschäftigt, umso besser ist man informiert, wenn es gilt, Entscheidungen zu treffen.

Nachhaltigkeit betrifft uns alle.

Generell sehe ich das Thema Nachhaltigkeit sehr vielschichtig, so ist zum Beispiel die Art, wie wir die Unternehmensnachfolge regeln und leben, von Nachhaltigkeit geprägt. Denn natürlich fragen sich unsere Mitarbeiter wie es weitergeht, wenn ein Peter Minichmayr am Ende seiner beruflichen Schaffensperiode angekommen ist. Und da ist es wichtig, klar und deutlich zu kommunizieren, wie die Weichen gestellt werden, sodass die Mitarbeiter für sich selbst feststellen können: Ja, ich bin in der richtigen Firma und ich habe hier auch als junger Mitarbeiter eine langfristige Perspektive.

Nachhaltigkeit ist für mich nicht nur die Frage, wie gehen wir mit unserer Umwelt um, sondern auch, wie gehen wir mit unserer Außenwahrnehmung um und sehen wir hier eine unternehmerische Verantwortung, die über das aktuelle Geschäftsjahr, und den aktuellen Geschäftserfolg hinausgeht.

Ein Großteil unserer Mitarbeiter ist heute zwischen 30 und 40. In den Anfangsjahren war ich immer der jüngste Mitarbeiter im Unternehmen. Mittlerweile gibt es nur noch einen Mitarbeiter, der älter ist als ich – und der genießt einen ganz besonderen Kündigungsschutz (lacht).

Und auch das verstehen wir unter Nachhaltigkeit: das Möbelbusiness ist ein körperlich sehr anstrengender Job. Wir sehen es als unsere Aufgabe und Verantwortung, unseren Mitarbeitern auch hier Perspektiven zu bieten. Da trifft es sich sehr gut, dass wir etwas breiter aufgestellt sind. Manche ältere Mitarbeiter wechseln nach der körperlich sehr fordernden Tätigkeit im Umzug in die wesentlich weniger anstrengende Kühllogistik.

 

Lukas, du bist seit kurzem 30 Jahre alt. Wie erlebst Du das Thema „Junge Führungskraft versus ältere Mitarbeiter“ bei Frachtmeister?

Lukas Minichmayr: Ich denke, es wäre eine andere Situation, wenn ich direkt nach der Uni als Führungskraft ins Unternehmen gekommen wäre. So habe ich alle Abteilungen durchlaufen und mir sehr viel Fachwissen angeeignet. Als wir vor fünf Jahren das internationale Geschäft intensiviert haben, haben wir, der jetzige Abteilungsleiter und ich, die ersten Schritte gemeinsam als Team gemacht. Auch sind die (Führungs)Aufgaben innerhalb meiner Position in der Geschäftsführung über die Jahre gewachsen. Heute bin ich oftmals erster Ansprechpartner, wenn es um Fragen und Ideen geht – vor allem, bei sensiblen oder schwierigen Themen. Ich denke, in der Wahrnehmung der Mitarbeiter bin ich nicht „der Sohn vom Chef“, sondern jemand, der seit Jahren im Team mitarbeitet, am Wochenende in die Firma kommt und am Abend länger bleibt. Die Mitarbeiter sehen den Einsatz, sehen, dass ich auch schwierige Entscheidungen zu treffen habe und bringen mir viel Wertschätzung entgegen.

Peter Minichmayr: Lukas und ich sind in unserer Persönlichkeit sehr unterschiedlich. Viele unserer Mitarbeiter sind froh, dass der „alte Griesgram“ gegen einen neuen, zugänglicheren Chef getauscht wird. Entwicklungen, wie zum Beispiel ein anderer Führungsstil sind für das gesamte Unternehmen förderlich. Insgesamt denke ich, dass das „Chef-sein-Bild“ sich in den letzten Jahren deutlich verändert hat. Die Geschäftsführung, die Administration, die Qualitätssicherung sind Non Profit Center. Unsere Aufgabe ist es, als Servicecenter zu agieren, sodass wertschöpfende Unternehmenseinheiten wie Sales und Operations entlastet werden und sich noch mehr auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können. Die Unternehmenskultur der Firma Frachtmeister ist nicht von oben nach unten ausgerichtet, sondern läuft horizontal auf Augenhöhe. Als Gründer habe ich mich nicht immer in der Position gesehen, auf alle Befindlichkeiten Rücksicht nehmen zu können. Diesen neuen Führungsstil beherrscht Lukas sehr viel besser und diese Veränderung wird vom Team auch sehr gut angenommen.

Herr Minichmayr, hat sich Ihr Führungsstil über die Jahre verändert?

Peter Minichmayr: Ich denke nicht, dass man seinen Führungsstil grundlegend verändern kann. Du hast deine Persönlichkeit, deinen Stil, deine Leidenschaft, das ist kein Schalter, den du umlegen kann. In den Jahren ist bei mir das unbedingte Erreichen eines Ziels etwas in den Hintergrund getreten und wurde vom Erhalten und Absichern abgelöst. Lukas Minichmayr: Ich denke, dass es für das Unternehmen Frachtmeister wichtig ist, Gegensätze im Führungsstil zu haben. Nur mit mir würde es wahrscheinlich etwas mehr Zeit brauchen, nur mit dir wäre es für alle anstrengender (lacht) . Der Mix macht schon Sinn und ich finde, dass wir uns gegenseitig gut ergänzen.

Lernen Sie voneinander? Ja, im besten Fall (unisono).

Ihr Slogan lautet „Wir beginnen gut zu sein, wo andere aufhören“. Wie wird dieses Kundenversprechen im Unternehmen gelebt?

Peter Minichmayr: Ein bisschen Umzugsspedition, ein bisschen internationales Relocation-Service genügt nicht und allein mit dem Preis kann man nicht argumentieren oder gewinnen. Man muss darauf achten, ein hohes Service- und eine hohes Qualitätslevel zu erreichen und zu halten. Unser Motto lautet „Wo Frachtmeister draufsteht, ist Frachtmeister drinnen“. Mit einer Eigenleistungstiefe von 98 % gelingt uns das auch sehr gut. Mit eigenen Mitarbeitern haben wir direkten Einfluss auf das Qualitätsbewusstsein. Neue Mitarbeiter starten mit einem detaillierten Ausbildungsplan. Im günstigsten Fall kommt dieses unternehmerische Bemühen auch im Verständnis unserer Kunden an. In den Kundenrezessionen zum Beispiel werden die Verlässlichkeit, die Qualität und die Freundlichkeit unserer Mitarbeiter immer wieder hervorgehoben.

Wir haben uns schon jeher große, ehrgeizige Ziele gesetzt.

Lukas Minichmayr: Der Slogan „Wir beginnen gut zu sein, wo andere aufhören“ beschreibt auch unsere Dienstleistung sehr gut. Für uns ist es wichtig, auch nach der Durchführung für den Kunden da zu sein, in Kontakt zu bleiben.

Peter Minichmayr: Ich sehe es auch als Vorteil, dass wir nicht aus einer klassischen Umzugsdynastie heraus entstanden sind, sondern als Quereinsteiger aus dem Cargo-Bereich. So konnten wir Dinge anders hinterfragen und immer wieder als Innovationstreiber agieren. Am Beispiel Go-Fox-Box: bei großen Firmenumzügen werden Unmengen von Kartons eingebracht – wenn ein Teil nicht mehr zurückgegeben wird, dann sieht man diese Kartons als „günstige“ Werbeträger. Wenn Go-Fox-Boxen nicht mehr zurückgegeben werden, ist das bei einem Einkaufspreis von 15€ pro Stück schon etwas problematischer. Trotz dieses „Wettbewerbsnachteils“ haben wir dieses Konzept forciert. Heute ist bei Großprojekten grundsätzlich ein Trend zu mehr Nachhaltigkeit – zum Beispiel den Einsatz von wiederverwendbaren Boxen – zu beobachten. Ganz nach unserem Motto „Es ist solange unmöglich, bis es getan ist“.

Wir werden sicher das erste Möbeltransportunternehmen in Österreich sein, das Elektro-LKWs mit einer vernünftigen Reichweite und Nutzlast zum Einsatz bringen wird.

Trends und Innovationen – was sind die Herausforderungen, die in der Zukunft auf die Möbellogistik warten und wie begegnet die Spedition Frachtmeister diesen Themen?

Lukas Minichmayr: mein Ziel für die nächsten Jahrzehnte ist, unsere Marktposition zu stabilisieren und weiter auszubauen. Einige unserer Standbeine werden sicher noch wachsen, da wir hier noch Potenzial sehen. Es macht mir Spaß, Neues zu versuchen und unsere Innovations-DNA zu leben, auch wenn es manchmal nicht gleich der große Erfolg ist. Wichtig ist, an guten Ideen festzuhalten. Es wird ein anstrengender Weg, es erfordert den Einsatz von Mut und Risiko – aber ich freue mich schon sehr darauf.

Peter Minichmayr: Die Möbelspedition und besonders das Thema Umzug birgt im Allgemeinen noch ein hohes Innovationspotenzial in sich, denn am Ende des Tages ist es doch noch ein sehr analoges Dienstleistungsfeld mit einem geringen Digitalisierungsanteil. Ich denke, dass es wichtig ist, hier die Entwicklungen sehr genau zu beobachten und zu analysieren, was für unseren Markt passt. Büroumzüge werden sich im Umfang reduzieren, durch die Digitalisierung reduzieren sich die Mengen in Archiven, IT-Equipment wird aufgrund seiner Kurzlebigkeit nicht mehr mitübersiedelt oder ganz durch mobile Geräte ersetzt. Auch das Flächenmanagement wird durch den Home-Office-Anteil einen Wandel erleben. Für uns, für die gesamte Branche bedeutet das, dass wir neue Standbeine erobern müssen. Und damit sollten wir so rasch als möglich beginnen.

Die mittlerweile traditionelle Abschlussfrage: Mit wem würden Sie beide gerne bei einem Business-Brunch an einem Tisch sitzen und warum?

Lukas Minichmayr: ich würde gerne mit Steve Jobs an einem Tisch sitzen. Er ist für mich jemand, der alles erreicht hat, ein großer Visionär und Innovator. Er sagte einmal, dass er nicht Chef eines Unternehmens ist, um dort der Schlauste zu sein, sondern um Kompetenzen zu vereinen und gemeinsam Höchstleistungen zu vollbringen. Diese Einstellung finde ich toll.

Neue Wege zu gehen, heißt auch, seine eigene Komfortzone zu verlassen. Nicht jeder Mensch hat den Mut, die eigenen Unsicherheiten zu überwinden.

Peter Minichmayr: Ich möchte das Thema für mich in zwei Zeitebenen aufteilen. Aktuell beschäftige ich mich viel mit dem Philosophen und Autor Richard David Precht. Er vereint seinen philosophischen Ansatz mit fundiertem wirtschaftlichem und sozialem Grundwissen. Sehr interessant sind seine Stellungnahmen zu Themen wie dem bedingungslosen Grundeinkommen, was passiert mit Menschen, wenn die Arbeit nicht mehr sinnstiftend ist oder wohin die Digitalisierungsreise geht. Über diese Themen denke ich selbst gerne nach und sehe Richard David Precht als Inspiration. Die zweite Person, mit der ich mich gerne in 10 Jahren unterhalten möchte, ist mein Sohn Lukas – dann sprechen wir darüber, wie sich unser Unternehmen erfolgreich entwickelt hat und wie der Weg dahin war. Das ist ein Gespräch, auf das ich mich schon sehr freue.

 

Es waren neunzig mehr als interessante Minuten mit zwei Menschen, die manchmal sehr unterschiedlich sind in ihren Sichtweisen, die sich aber auch sehr ähnlich sind, zum Beispiel wenn sie mit großer Leidenschaft über Dinge sprechen, die ihnen wichtig sind. Und die sich auch dessen bewusst sind, dass ihre Unterschiedlichkeiten in manchen Bereichen auch ein Erfolgsfaktor sind. Mein ganz persönliches Fazit: früher orientierten sich Seefahrer an den Sternen, um zu navigieren. Das Team Frachtmeister ist der Polarstern am Möbellogistik-Himmel. Vielen Dank für das Gespräch. [Autor: Manuela Stocker]

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