TOP-Image durch nachhaltiges Umweltmanagement. Alfred Harl im Interview

TOP-Image durch nachhaltiges Umweltmanagement. Alfred Harl im Interview

„Pläne sind nichts, Planung ist alles“, das ist das Ergebnis seiner langjährigen Erfahrung als Unternehmensberater. Bei der kommenden ÖMTV-Generalversammlung denken wir gemeinsam mit Alfred Harl eine systematische und gezielte Herangehensweise zur Verringerung von Umweltauswirkungen für heute und morgen. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse aus der ömtv-dENWERKSTATT #3 – Müssen wir überhaupt ökologisch Denken? tauchen wir heute noch ein wenig tiefer in diese vielschichtige Materie ein.

Ist Umweltmanagement nur etwas für große Unternehmen?

Beim Thema Umweltmanagement geht es nicht nur um Umweltschutz oder CO2-Reduktion. Ein nachhaltiges Umweltmanagement umfasst auch so aktuelle Themen wie den Datenschutz. Die Herausforderung für kleine Unternehmen ist, dass sie eigentlich das Gleiche benötigen wie große Unternehmen, personell aber nicht so breit aufgestellt sind. Ein Beispiel: die Klimaveränderung trifft kleine Unternehmen genauso wie große Unternehmen. Die Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben zu Störungen in den Lieferketten, zu dramatisch steigenden Preisen und zur Verknappung fossiler Energieträger geführt. Diese Auswirkungen treffen nicht nur Unternehmen, sondern uns alle, jeden einzelnen Menschen.

 

Wie sollte ein Umweltmanagementsystem im besten Falle aussehen, worauf muss ich achten?

Die wichtigste Frage ist: wieviel Management mache ich daraus, wo bleibe ich unbürokratisch. Aufgeblasene Administrationselefanten braucht man nicht. Und: im Sinne einer nachhaltigen, ökologischen Unternehmensführung muss ich die Mitarbeitenden mitnehmen. Wenn auf Managementebene Ziele im Umweltmanagement definiert werden, müssen diese Ziele in weiterer Folge von den Mitarbeitenden, der Organisation, administriert und „abgearbeitet“ werden. Bildlich gesprochen: wenn ich oben eine Kugel – das ist meine Vision – hineinwerfe, dann rollt sie durch die Organisationsstruktur des Unternehmens. Bei den einzelnen Stellen ist es wichtig, Hauptaufgaben und Stellvertreter-Regelungen festzuschreiben. Zu wissen, wer wofür zuständig ist, motiviert die Mitarbeitenden. Schlimm ist es, einen Blindflug in den Arbeitsalltag zu machen, nicht zu wissen, wofür ich heute (nicht) verantwortlich bin. Diese willkürliche Intransparenz wird von den Mitarbeitenden als demotivierend wahrgenommen. Viel besser ist es, wenn ich weiß, was ich geleistet habe und ein Erfolgsgefühl entstehen kann. Am Freitag Nachmittag kann ich dann sagen: „Wow, das war eine Wahnsinnswoche. Ich habe alle erledigt, obwohl sehr viel zu tun war. Ich fühle mich gut.“ Erfolg durch abgehakte Leistung steigert die Mitarbeitermotivation.

 

Und was motiviert die Geschäftsführung?

Kostensenkungspotenziale. Und auch hier ist es empfehlenswert, die KPIs gemeinsam mit den Verantwortlichen, die sie erfüllen sollen, zu definieren. Um ein nachhaltiges Bewusstsein zu schaffen, muss ein Konzept zu Kostensenkungsansätzen gemeinsam entwickelt werden. Dieses Wir-Gefühl sollte sich auch in der Kommunikation widerspiegeln. Wie kann das aussehen? Man erarbeitet im Team Maßnahmen, um den Gasverbrauch zu senken, zum Beispiel nicht bei offenen Fenstern die Heizung Vollgas laufen zu lassen. In der Kommunikation ersetzen wir „Herr A., warum haben Sie das Fenster offen?“ durch „Haben wir alle die Fenster geschlossen?“.

 

Der Begriff „Umwelt“ ist sehr breit angelegt und geht weit über den klassischen Umweltschutz hinaus, oder?

Ja, denn eine nachhaltige ökologische Unternehmensführung ist zwingender denn je notwendig. Sie muss vor allem auf eine Vorsorge für die Zukunft ausgerichtet sein. Das bedeutet auch, dass ich einen Plan für meine unternehmerische Zukunft brauche. Umweltmanagement hat gerade für Umzugsunternehmen auch viel mit Top-Image zu tun. Die Frage ist: welches Image möchte ich haben?

 

Betriebliches Umweltmanagement ist also auch ein wichtiger Imagefaktor für Unternehmen?

Vor kurzem war eine Geschichte im Standard über die „windigen Methoden der Wiener Umzugsfirmen“. Die ganze Branche leidet unter diesen schwarzen Schafen. Umso wichtiger ist es, sich hier deutlich abzugrenzen. Die Einführung eines nachhaltigen Umweltmanagements, einer nachhaltigen Unternehmensführung ist eine wegweisende Strategie und reduziert Risiken. Einfach ein paar nette Worte in der Vision sind da aber zu wenig. Imageverbesserung und eine gelebte Vorbildfunktion, Corporate Governance, sind beides ganz wesentliche Punkte. Ein nachhaltiges betriebliches Umweltmanagement ist ein zentraler Beitrag und Imagefaktor – zur Sicherung der Lebensgrundlage jetzt und auch für nachfolgende Generationen.

 

Deine Empfehlung für Unternehmen?

Konzepte nicht nur am Papier stehen zu haben und sich dann von irgendjemanden zertifizieren zu lassen. Immer wieder höre ich: „Oje, schon wieder ein internes Audit. Was das wieder an Zeit kostet!“ Man sollte das Audit aktiv für Verbesserungen nutzen. Aufgabe des Auditors ist es, Wissen dazulassen und Möglichkeiten aufzuzeigen. Der Punkt ist auch: was mache ich als Unternehmen mit einer Zertifizierung, einem Audit? Lasse ich es in einer Schublade liegen, oder nutze ich es aktiv, zum Beispiel in der Kommunikation mit meinen Stakeholdern, meinen Kunden, meinen Mitarbeitern, meinen Geschäftspartnern. Vom Imagenutzen können große, wie kleine Unternehmen profitieren. Es läuft letzten Endes immer auf dasselbe hinaus: Was nicht kommuniziert wird, existiert nicht.

 

Lieber Alfred, vielen Dank für das Interview.

Foto Alfred Harl: © Caro Strasnik

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