

Der Adler ist gelandet – Ado Kahrimanovic im Interview
Lieber Ado, Mitte Jänner konntet ihr auf sechs Monate Spedition Adler zurückblicken, was sind Deine Erfahrungen als Jungunternehmer?
Ich bin mehr als zufrieden, so wie das Unternehmen gestartet hat. Ich habe sehr viel Unterstützung durch das Team erfahren, mein Dank gilt den Kollegen, die sich alle sehr engagiert haben und Teil des Erfolgs sind. Die größte Herausforderung zu Beginn waren die Behördenwege. Man hat tausend Dinge zu tun, die ersten Monate waren sehr stressig. Vor allem die Wartezeiten habe ich teilweise als sehr lang empfunden. Das bremst. Mein Fazit: Du musst eine Kämpfernatur sein!
Die Arbeit ist da, man muss sie nur finden.
In Zeiten des Arbeitskräftemangels: Wie hast Du Dein (Dream)Team gefunden?
Ich bin seit siebzehn Jahren in der Branche tätig. Man kennt mich als Teamplayer und schätzt meine Handschlagqualität. Es hat sich schnell herumgesprochen, dass ich ein Unternehmen gegründet habe. Menschen haben mich kontaktiert, wollten bei mir arbeiten, Teil des Teams werden, gemeinsam das Unternehmen aufbauen. (Nachdenklich) Gute Arbeitskräfte zu bekommen, ist immer schwierig. Für uns hat es geklappt, langjährige gute Beziehungen zu den Menschen haben geholfen.
Spedition Adler – wie bist Du auf den Namen gekommen?
Das haben mich schon viele Leute gefragt (lacht). Ich komme ursprünglich aus Bosnien, bin mit siebzehn Jahren nach Österreich gekommen und habe hier Internationale Betriebswirtschaft studiert. Für mich ist Österreich meine Heimat. Und der Adler steht für mich für Österreich, denken wir nur an die ÖSV-Adler(schmunzelt).
Wenn man in ein anderes Land kommt, muss man dieses Land als Heimatland akzeptieren, die – vielleicht – andere Kultur zulassen und die Menschen respektieren. Ich sehe Integration als Bringschuld. Man muss hart arbeiten, nicht nur für sich selbst, sondern auch für das Land. Was mir geholfen hat war, dass, schon seit ich hier bin, ein Großteil meiner Freunde Österreicher sind.
Ein Blick hinter die Kulissen: Wo liegen Eure Schwerpunkte, in welchen Bereichen seid ihr tätig?
Die Spedition Adler ist kein reines Umzugsunternehmen, wobei unsere Spezialisierung hier im Segment Büroumzüge liegt. Daneben bieten wir auch klassische Speditionsleistungen an. Aktuell besteht das Adler-Team aus acht Personen. Bei fehlender Manpower greifen wir auf Partnerunternehmen zurück. Geplant ist, in den nächsten Wochen weitere gewerbliche Mitarbeiter einzustellen.
Ein junges Unternehmen mit sehr guter Auftragslage. Wie gestaltet sich Marketing bei Euch?
Mich wundert ein wenig, wie die Kunden uns im Moment finden (lacht). Ich hatte leider noch keine Zeit, um unsere Homepage zu finalisieren. Die meisten Geschäfte, zirka neunzig Prozent, kommen über Mundpropaganda, Empfehlungen, zustande. Seit kurzem ist auch ein Imagefilm von uns online (https://www.firmenabc.at/adler-transport-logistik-gmbh_BAsQD ). Wir setzen auf Google-Ads, Radiospots und haben auch eigene Wasserflaschen, die wir beim Kunden „vergessen“.

Das Studium der Internationalen Betriebswirtschaft und die Möbelspeditionsbranche. Wie passt das zusammen?
Schon als kleines Kind galt meine Liebe den LKWs. Auf die Frage „Lamborghini oder LKW“ war die Antwort für mich immer klar: LKW. Das Speditionsgeschäft liegt mir im Blut, ich liebe es, ich lebe es. Als Kind war es mein Traum, in einer Spedition zu arbeiten. In Bosnien, wo ich eine High Business School besucht habe, schrieb ich ein Buch über das Speditionswesen. Und das wird nach wie vor im Unterricht verwendet (ein wenig stolz).
Einmal Spediteur, immer Spediteur.
Vom Mitarbeiter zum Boss: wie fühlt sich diese neue Rolle für Dich an? Wie lebst Du sie?
Ich habe mich noch nie als Boss gesehen. Ich finde, wenn ich mich als „Chef“ sehe, denke ich vor allem an die eigene Person. Verstehe ich mich als „Teamleader“, steht das Team im Vordergrund. Ich bin ein Teamleader. Ich helfe und unterstütze die Kollegen auf Augenhöhe. Mein Anspruch an mich selbst ist es, frühmorgens auf- und abends zuzusperren. Und darauf zu achten, dass sich das Team nicht verausgabt – alles muss Grenzen haben.

Durchschnittlich sind in Österreich nach fünf Jahren noch sechs von zehn Gründungen am Markt. Was sind für Dich die wesentlichen Faktoren für einen langfristigen Unternehmenserfolg? Wo siehst Du die Spedition Adler in fünf, in zehn Jahren?
Erstens: die Qualität. Zweitens: mit Qualität kommt Zufriedenheit. Wir arbeiten jeden Tag daran, bestmögliche Qualität zu liefern. Dann sind auch unsere Kunden zufrieden. Zufriedene Mitarbeiter sind ein wesentlicher Teil der Gleichung und der Schlüssel zum Erfolg. Ohne zufriedene Mitarbeiter wird man den Kunden nur mangelhafte Qualität bieten können.
Wir haben gut gestartet und sind auf einem guten Weg. Ich hoffe, dass wir uns innerhalb der nächsten Jahre signifikant vergrößern und uns einen Namen in der Branche gemacht haben. Mein Ziel ist, dass Adler eine Firma ist, wo sich die Mitarbeitenden wohlfühlen und glücklich sind. Alle sollen von und mit Adler leben.
Die Möbellogistik-Branche in der Zukunft: Wo siehst Du die Herausforderungen und Chancen?
Ich bin davon überzeugt und die Monate der Corona-Pandemie haben es auch deutlich gezeigt – zwei Branchen werden immer existieren, Medizin (Ärzte, Pflege) und Speditionen. Wer hat dafür gesorgt, dass die Supermärkte im Lockdown Warenlieferungen erhalten haben? Die Spediteure.
Teilweise verändert sich das Umzugsverhalten: Ich hatte vor kurzem einen Kunden, der beim Umzug nur Kartons hatte. Frei nach dem Motto „mein Leben passt in 100 Kartons“. Im Gespräch erzählte er mir, dass er in seinem neuen Domizil neue Möbel bekommen wird. Es kam zum Folgeauftrag bei dem wir all diese Neumöbel geliefert und montiert haben.
Wir sind in der Umzugslogistik aber auch branchenübergreifend mit Mangelberufen konfrontiert. Diesen Bedarf decken wir bei Adler mit Kooperationspartnern, zum Beispiel bei Montagearbeiten, oder mit externen Weiterbildungsmaßnahmen für die Kollegen ab. Die Möglichkeit zur Weiterbildung wird von den Kollegen als Wertschätzung gesehen. Ich denke, ein Grund, warum wir Mangelberufe haben, ist das fehlende bzw. geringe Investment vieler Unternehmen in die eigenen Mitarbeiter. Unternehmen geben Geld für Headhunter aus, wenn sie zum Beispiel einen Tischler suchen. Besser wäre es, dieses Geld in die Aus- und Weiterbildung des eigenen Teams zu investieren.
Denkst Du, dass Weiterbildungsangebote als Zeichen der Wertschätzung wahrgenommen werden?
Ja, auf jeden Fall. Wir berücksichtigen bei der Personalauswahl neben der fachlichen Komponente auch, dass neue Kolleginnen und Kollegen vor allem charakterlich zum Team passen. Der Zusammenhalt ist bei uns sehr stark – „Adler“ wird gelebt.

Du hast vorhin gesagt, dass Du der Erste in der Früh und der Letzte am Abend bist. Selbstständigkeit und Familie: Wie geht sich das aus?
Meine Frau und ich sind seit acht Jahren zusammen, haben einen Sohn. Meine Frau Jasmina ist berufstätig und mein Sohn Adian ist immer wieder gerne bei uns im Büro. Da wird der Vorraum manchmal zum Fußballfeld (lacht). Neben Fußball ist ein LKW für ihn die ganze Welt – da kommt er nach mir. Meine Frau ist die größte Unterstützung in meinem Leben. Sie hat bereits zu Anfang akzeptiert, dass ich ein Spediteur bin – fast nie zuhause, immer unterwegs, wenig Zeit für die Familie. Auch früher, als ich noch nicht selbstständig war, war ich für Kollegen und Kunden immer erreichbar. Ich hoffe, sie vermisst mich immer wieder (zwinkernd). Ich bin sehr glücklich mit meiner Familie, sie gibt mir immer wieder Kraft und Energie. Meine Frau hat mich auch bei meiner Entscheidung zur Selbstständigkeit unterstützt. Sie meinte: „Ich sehe, dass die Kunden und Kollegen dich sehr schätzen. Mach es einfach. Und sollte es nicht funktionieren, dann hast du es zumindest versucht.“ Damals haben wir auch das Thema „Zeit mit der Familie“ angesprochen. Meine Frau dazu: „Du machst das alles für deine Familie. Deine Zeit für die Arbeit ist auch ein Investment, damit es uns, Deiner Familie, gut geht.“ Ich bin ihr sehr dankbar für ihre Unterstützung.
Der Mensch Ado: Was ist für Dich Erfolg?
Erfolg ist für mich, wenn meine Kollegen und meine Kunden zufrieden sind. Ich bin glücklich, wenn ich mit Kunden, Partnern und Kollegen zusammensitze und wir über alles Mögliche plaudern können. Erfolg ist für mich keine Frage des Geldes. Ich finde es am besten, genug Geld zu haben, um gut leben zu können. Und zwar alle.
Mensch sein – Mensch bleiben.
Mit wem würdest Du gerne bei einem Business-Brunch an einem Tisch sitzen? Wer beflügelt Dich, wer inspiriert Dich?
Ich möchte mit Menschen aus den Branchen Transport, Logistik und Spedition an einem Tisch sitzen und mich mit Ihnen austauschen. Da ist die ÖMTV-Generalversammlung immer eine gute Gelegenheit dafür. Ich mache das auch immer wieder gerne auf internationaler Ebene: netzwerken, Verbindungen und Beziehungen schaffen. Ich finde es inspirierend, neue Menschen kennenzulernen. Eigentlich müsste beim ÖMTV anstelle des V‘s am Ende ein F stehen. F wie Familie.
Im Gespräch mit Ado und auch danach, beim Plaudern mit dem restlichen Adler-Team fühlt man es: hier ist etwas Neues am Start. Die Menschen, die hier arbeiten, haben bei ihren Lebensstationen viel Erfahrung gesammelt. Jetzt ist man angekommen. Adler ist mehr als ein Unternehmen, es ist eine Vision, die jeder mitgestalten kann und will. Mehr freundschaftliche Verbundenheit als Kollegialität. Man spürt das interne Credo in allem, was getan wird: „Wir sind Adler und Adler ist für uns alle.“ Vielen Dank für das Gespräch. [Autor: Manuela Stocker]