Fit für die Zukunft: Nach dem Projekt ist vor dem Projekt ist mittendrin

Fit für die Zukunft: Nach dem Projekt ist vor dem Projekt ist mittendrin

Die Transformation der Unternehmen, in digitaler Form aber auch betreffend Klimaschutz, werden immer wichtiger. Und es werden immer mehr Themen, mit denen sich sowohl das Management als auch die Mitarbeitenden beschäftigen müssen – obwohl es vielleicht auf den ersten Blick gar nicht danach aussieht, dass das eine oder andere Thema für KMUs überhaupt wichtig wäre. Wir haben beim Experten, Mag. Alfred Harl nachgefragt.

Heute sind Transparenz und Nachhaltigkeit die Themen, auf die Stakeholder ein besonderes Augenmerk legen. Immer mehr Fachvokabular, bis dato nicht unbedingt im Mainstream-Wortschatz etabliert, findet Verbreitung. Wie kommen die Unternehmen mit diesen vielfältigen An- und Herausforderungen klar?

„Was kommt jetzt schon wieder?“ So oder so ähnlich hört man jetzt immer öfter in kleinen Gesprächsrunden die Sorgen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Egal ob kleines oder größeres Unternehmen, das Tagesgeschäft lässt kaum Spielraum für Gedankenspiele. Zuerst ISO 9001, dann die Digitalisierung gefolgt von Umweltmanagement und Nachhaltigkeit und jetzt ESG.

Aber alles der Reihe nach. ISO 9001 ist größtenteils abgefrühstückt, stellt aber bei der Umsetzung der nachfolgenden Erfordernisse eine wesentliche Stütze dar. Die Digitalisierung ist größtenteils noch nicht verdaut und befindet sich bei vielen Unternehmen noch im Projektstadium bzw. in der Umsetzung. Mit dem Förderpaket KMU digital hat das Arbeits- und Wirtschaftsministerium unter FBM Schramböck ein kräftiges Förderpaket auf die Straße gebracht, das von vielen Unternehmen so rasch in Anspruch genommen wurde, dass ein zweites Paket notwendig wurde.

 

Die Digitale Transformation ist eine große Spielwiese, reicht von IT-Sicherheit über digital abgebildete Prozesslandschaften bis hin zum Social Media-Auftritt eines Unternehmens. Viele Möglichkeiten und auch teilweise hohe Kosten, die da auf Unternehmen zukommen. Wie findet man sich im Förderungsdschungel zurecht, welche Maßnahmen werden überhaupt finanziell unterstützt?

Ja, die Förderungsoptionen für Unternehmen, speziell für Klein- und Mittelunternehmen sind vielfältig. Ich habe 8 Programme ausgewählt, die in ihrer Gesamtheit sowohl alle Projektphasen – von der Beratung bis zur Umsetzung – als auch ein breites Maßnahmenportfolio aus bzw. für die unterschiedlichen Unternehmensbereiche umfassen:

  • Digitalisierungs.BERATUNG – Erfolgreich digitalisieren!

Ist ein Angebot der WKO OÖ, dass es Unternehmen ermöglicht, 50 Minuten kostenlos mit Expert:innen ihre Digitalisierungsideen und die Fördermöglichkeiten zu besprechen. Die Online-Videoberatung kann auf der WKO-Seite https://www.wko.at/service/ooe/innovation-technologie-digitalisierung/digitalisierungsberatung.html gebucht werden. Die Themen: digitale Markterschließung, digitale Geschäftsprozesse, sichere IT-Systeme/Cyber-Security.

  • ERFOLGSPLUS23 – Perspektiven denken. Erfolge lenken.

Bei diesem Förderangebot der WKO OÖ erhalten KMUs mit einer aktiven Mitgliedschaft bei der Wirtschaftskammer Oberösterreich 50 % des Beratungshonorars (max. € 750,-) zurück. Gefördert werden Beratungsleistungen mit folgenden Schwerpunkten: Unternehmensstrategie und Marketing, innovative Ideen, Gestaltung von Arbeitsabläufen und Organisation sowie eine Analyse der IT-Systeme und der Organisation auf Sicherheitslücken. Nähere Infos: https://foerderungen.wkooe.at/erfolgplus

  • DIGITAL STARTER23 – das oö. Förderprogramm für digitale Projekte!

Gefördert werden Projekte von KMUs mit Firmensitz in Oberösterreich und einer aktiven Mitgliedschaft der Wirtschaftskammer OÖ. Schwerpunkte: Automatisierung/Digitalisierung, Datenmanagement/Künstliche Intelligenz, Sichere IT-Systeme/Cyber-Security und Digitale Markterschließung. Die Basisförderung (DigiPROJEKT) beträgt 40 % und ist – in Kombination mit dem DigiBONUS mit € 10.000,- gedeckelt. Mittels Selbstcheck https://foerderungen.wkooe.at/digitalstarter23 erfährt man gleich, ob sein Projekt förderbar ist.

  • DigiBONUS – Die Vertiefung

Bei allen DigiBONUS-Projekten (im Rahmen der Initiative DIGITAL STARTER 23) muss nachgewiesen werden, dass durch die Automatisierung/Digitalisierung Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit erzielt wird. Die Förderhöhe beträgt 40 % bzw. max. € 6.000,-.

  • Digital-Marketing-Scheck Wollen Sie Ihren digitalen Auslandsauftritt optimieren?

Dieses Projekt der WKO ist darauf ausgelegt, KMUs durch Kofinanzierung von externen Online-Marketing-Kosten (Suchmaschinen- und Online-Marktplatzwerbung, Social Media Marketing, Influencer-Kampagnen, Agenturkosten für Konzeption/Aufsetzung/Betreuung, Übersetzungen, …) zu entlasten. Gefördert werden 50 % der nachgewiesenen, förderbaren Nettokosten – bis maximal € 7.500,-. Die Details: https://www.go-international.at/foerderungen/digitalmarketingscheck.html

  • Digital Skills Schecks 2022 – Digitalisierung durch „Digital-Kompetenzaufbau“ von KMU Mitarbeiter:innen meistern.

Diese Initiative wird über die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) abgewickelt. Gefördert werden Kosten für externe berufliche Weiterbildungsmaßnahmen zum Auf- und Ausbau digitaler Kompetenzen von Mitarbeitenden in Höhe von maximal € 5.000,- (80 % der förderbaren Kosten) pro Person: https://www.ffg.at/ausschreibungen/DigitalSkillsSchecks2022

  • KMU.DIGITAL – die zweistufige Digitalisierungsförderung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Österreich.

Das Programm unterstützt kleine und mittlere Unternehmen in Österreich dabei, Digitalisierungsprojekte zu konzipieren, umzusetzen und in den Markt überzuführen. Themengebiete: Geschäftsmodelle und Prozesse (inkl. Ressourcenoptimierung), E-Commerce und Online-Marketing, IT-und Cybersecurity sowie Digitale Verwaltung. Dafür stehen geförderte Status- und Potenzialanalysen bzw. Strategieberatungen zur Verfügung. Die Gesamtförderung für eine Kombination mehrerer Beratungs-Tools beträgt maximal € 3.000,- pro Unternehmen. Zur Homepage: https://www.kmudigital.at/

  •  digi4Wirtschaft.

Das Impulsprogramm des Landes NÖ unterstützt niederösterreichische Unternehmen bei der Umsetzung eines Digitalisierungsvorhabens (Einführung neuer Technologien und deren organisatorische Einbindung in Prozesse). Das Angebot reicht von begleiteten Workshops zu Projektbeginn (digiKICKSTART) über Beratungsleistungen der WKNÖ (digiASSISTENT) bis hin zur Förderung (digiINVESTITIONEN) der Projektkosten mit max. 50 % (max. € 35.000,-). https://www.noe.gv.at/noe/Wirtschaft-Tourismus-Technologie/Impulsprogramm_digi4Wirtschaft.html

Neben der Digitalen Metamorphose steht auch die Transformation zu klimafitteren Unternehmen im Fokus des globalen Wandlungsprozesses. Freiwillige Klimakompensation als Ausgleich für Emissionen – ein guter Weg?

 CO2-Zertifikate sind ein wichtiges Instrument, um den CO2-Ausstoß von Unternehmen und anderen Organisationen zu reduzieren und damit den Klimawandel zu bekämpfen. Doch das Image von CO2-Zertifikaten wird manchmal hinterfragt und es besteht Aufklärungsbedarf, da sie von einigen als eine Art „Greenwashing“ betrachtet werden oder als ein Weg für Unternehmen, ihre Umweltauswirkungen zu verbergen.

Es gibt jedoch viele gute Gründe, warum CO2-Zertifikate ein wichtiger Teil des Kampfes gegen den Klimawandel sind. Sie ermöglichen es Unternehmen, ihre CO2-Emissionen auf eine kosteneffektive Weise zu reduzieren. Durch den Erwerb von Zertifikaten, können Unternehmen in Projekte investieren, die den CO2-Ausstoß reduzieren oder vermeiden, wie zum Beispiel erneuerbare Energien oder Energieeffizienzmaßnahmen. Auf diese Weise können Betriebe ihre CO2-Emissionen reduzieren, ohne ihre Geschäftsabläufe zu beeinträchtigen oder ihre Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden. CO2-Zertifikate können auch die Entwicklung von erneuerbaren Energien und anderen kohlenstoffarmen Technologien fördern. Dadurch können Kosten für diese Technologien gesenkt und ihre Entwicklung beschleunigt werden. Außerdem unterstützen CO2-Zertifikate dabei, ein Bewusstsein für den Klimawandel und seine Auswirkungen zu schaffen sowie von der Notwendigkeit zu überzeugen, Maßnahmen zu ergreifen. Indem Unternehmen Zertifikate erwerben und ihre CO2-Emissionen reduzieren, können sie zeigen, dass sie sich für den Umweltschutz engagieren und Verantwortung für ihre Auswirkungen auf die Umwelt übernehmen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass CO2-Zertifikate ein wichtiger Teil des Kampfes gegen den Klimawandel sind.  Sie können dazu beitragen, die CO2-Emissionen zu reduzieren, die Entwicklung erneuerbarer Energien und anderer kohlenstoffarmer Technologien zu fördern und ein Bewusstsein für den Klimawandel zu schaffen. Es ist wichtig, dass Unternehmen und andere Organisationen ihre Verantwortung erkennen und Maßnahmen ergreifen, um ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren und eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen.

 

Laut einer aktuellen Studie der Organisation CDP haben erst 49 Prozent der europäischen Unternehmen prinzipiell Klimaschutzpläne und nur fünf Prozent können nachweisen, wie sie Klimaziele erreichen wollen. Drängt die Zeit?

 Ja, denn laut EU-Vorgaben sind ab 2024, in drei Stufen für verschiedene Unternehmensarten bzw. ab 250 Beschäftigten, verpflichtend Nachhaltigkeitsberichte zu veröffentlichen. Der Green Deal bringt am Ende des Tages aber große Veränderungen für alle Unternehmen mit sich: die Kosten für die Verursachung von CO2 werden steigen und auch die Konditionen für Kredite und Finanzierungen für „unsaubere“ Unternehmen können sich negativ verändern, Firmenkredite werden teurer.

Unternehmen sollen bis 2030 um 55 Prozent weniger Treibhausgas emittieren. Wie können Unternehmen aus der Umzugsbranche das erreichen?

Umzugslogistiker haben eine wichtige Rolle in der Lieferkette und können durch nachhaltige Maßnahmen einen bedeutenden Beitrag zur Reduzierung der Umweltauswirkungen leisten. Durch das Lieferkettengesetz sollen Unternehmen für ESG-Verstöße in ihrer Lieferkette verantwortlich gemacht werden können. Bei Transportdienstleistungen, ob Neumöbel oder Umzugsgüter, wird somit künftig bei Ausschreibungen der CO2-Abdruck des Unternehmens ein wesentliches Kriterium für die Auftragsvergabe sein.

Unter dem Motto „viele kleine Dinge ergeben am Ende ein großes Ganzes“ habe ich ein paar Anregungen für die ÖMTV-Mitglieder zusammengestellt. Außerdem gibt es zu jeder Idee auch Vorschläge, wie eine Dokumentation erfolgen kann:

  • Nutzung von umweltfreundlichen Transportmitteln

Umzugsspeditionen können umweltfreundliche Transportmittel wie Elektro-LKWs wo möglich und/oder Hybridfahrzeuge einsetzen. Diese Fahrzeuge reduzieren den CO2-Ausstoß und verbessern die Luftqualität. Ein gemeinsames diesbezügliches ÖMTV-Projekt zum Beispiel mit einer UNI oder einem externen Moderator, kann möglicherweise für Innovationen sorgen. Auch eine interessante Geschichte sind JobRäder als Benefit für Mitarbeitende. Wie das genau funktioniert und welche Vorteile dieses Projekt für Arbeitnehmer und Arbeitgeber bringt, findet man auf https://www.klimaaktiv.at/mobilitaet/radfahren/job-rad.html.

  • Effiziente Routenplanung

Durch eine effiziente Routenplanung können LKWs den Kraftstoffverbrauch reduzieren und Emissionen vermeiden. Alternative Transportwege, wie beispielsweise die Kombination von Straßen-, Schienen- und Seetransporten werden größtenteils so oder so geprüft. Vergleiche über mehrere Jahre können in der Jahresplanung auch für wertvolle Hinweise und Nachweise sorgen.

  • Nutzung von erneuerbaren Energien

Unternehmen aus der Umzugsbranche können auf erneuerbare Energien, Solarenergie oder Windenergie, setzen, um ihre Energieversorgung zu verbessern und ihre CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Vorher/Nachher-Werte sollen in einer Tabelle in der Jahresplanung dargestellt und bewertet werden. Laut Klimaschutzministerium wurden 2022 mehr Sonnenstrom-Anlagen installiert als je zuvor. Die Ende März startende Photovoltaikförderung 2023 soll diesen Rekord übertreffen. Einreichungen sind über die EAG Abwicklungsstelle möglich: https://eag-abwicklungsstelle.at/

  • Reduzierung des Verpackungsmaterials

Unternehmen können Verpackungsmaterial reduzieren, mehrmals verwenden oder auf umweltfreundliche Alternativen umsteigen, um Abfall zu reduzieren und Ressourcen zu schonen. Die Mengen sollen in der Jahresplanung Jahr für Jahr gegenübergestellt werden, damit eine Transparenz gegeben ist.

  • Schulung der Fahrer

Umzugsfirmen können ihre Fahrer in umweltfreundlichem Fahren schulen – vorausschauende Fahrweise, den Leerlauf des Motors minimieren. Durch diese Maßnahmen kann der Kraftstoffverbrauch reduziert und die Emissionen gesenkt werden. Die so geschulten Fahrer sollen auch im Schulungsplan aufscheinen, damit eine Nachvollziehbarkeit gegeben ist.

  • Nachhaltige Lieferketten

Umzugsanbieter können sich mit ihren Lieferanten und vielleicht auch manchen Kunden zusammenschließen, um nachhaltige Lieferketten zu schaffen und ihre Umweltauswirkungen insgesamt zu reduzieren. Hier können auch gemeinsame Projekte zur Reduzierung der CO2-Emissionen oder Abfallvermeidung umgesetzt werden. Das schafft nicht nur Verbesserungen, sondern auch Kunden- und Lieferantenbindung.

 

Insgesamt können Möbelspediteure durch eine Vielzahl von Maßnahmen einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten. Indem sie auf umweltfreundliche Transportmittel, effiziente Routenplanung, erneuerbare Energien, Reduzierung des Verpackungsmaterials, Schulung der Fahrer und nachhaltige Lieferketten setzen, können sie ihre Umweltauswirkungen reduzieren und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Nicht zu vergessen, der Imagenutzen. Es läuft letzten Endes immer auf dasselbe hinaus: Was nicht kommuniziert wird, existiert nicht.

Lieber Alfred, vielen Dank für das Interview.

 

Foto Alfred Harl: © Caro Strasnik

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